Sternensammlerin

Die kleine Sternensammlerin

Es war einmal ein Mädchen, das hieß Liora. Schon seit sie denken konnte, liebte sie es, in den Nachthimmel zu schauen. Wenn die Sterne funkelten, schien es ihr, als ob tausend kleine Augen sie anlächelten und mit ihr sprachen. Eines Abends, als der Himmel besonders klar war, fasste Liora einen geheimen Wunsch.
„Wie schön wäre es, einen Stern ganz nah bei mir zu haben,“ flüsterte sie. Sie nahm ein leeres Marmeladenglas, schlich hinaus in den Garten und hielt es in den Himmel. Zu ihrem Erstaunen glitt tatsächlich ein winziger Stern wie eine silberne Feder hinein. Er
leuchtete warm, und Liora lachte voller Freude.

Mädchen nimmt Sterne vom Himmel, während Tiere im Dunkeln traurig sind.

Von dieser Nacht an sammelte sie Sterne. Nacht für Nacht füllte sie ihr Glas. Bald standen in ihrem Zimmer viele Gläser, jedes funkelte und glitzerte wie ein kleiner Schatz. Liora fühlte sich reich, als ob sie die Königin des Lichts wäre.
Doch je mehr Sterne sie einsperrte, desto dunkler wurde der Himmel.

Die Traurigkeit der Tiere

Eines Abends begegnete Liora einer Eule auf einem alten Ast.
„Huuu-huuu,“ klagte die Eule. „Warum ist der Himmel so leer? Früher konnte ich meinen Weg finden, doch nun verirre ich mich in der Dunkelheit.“
Ein Igel kam schnaufend vorbei und seufzte: „Ohne Sterne fürchte ich mich. Mein Herz ist schwer, und selbst die Nachtlieder klingen traurig.“
Auch eine kleine Nachtigall sang nur noch leise. „Wie soll ich Lieder finden, wenn mir die Sterne nicht mehr den Rhythmus schenken?“
Und ein Reh trat vorsichtig aus dem Wald: „Die Sterne waren unser Trost. Ohne ihr Licht ist alles kalt und einsam.“
Die Tiere blickten zum Himmel, und ihre Stimmen klangen wie ein Chor voller Sehnsucht. „Wir vermissen das Licht. Wir sehnen uns nach dem Glanz der Sterne.“

 

 

 

 

 

🖤

Traurige Tiere in dunkler Nacht ohne Sterne

 

 

 

 

 

🖤

Die Einsamkeit der Sammlerin

Liora hörte ihre Worte und spürte, wie ihr Herz schwer wurde. Sie ging heim in ihr Zimmer, setzte sich zwischen ihre Gläser und starrte in das Meer aus Licht. Doch zum ersten Mal empfand sie keine Freude.
„So viele Sterne“, flüsterte sie, „und doch bin ich allein.“
Die Sterne funkelten zwar, aber sie schienen still zu weinen. Liora merkte, dass der Glanz nur in ihrem Zimmer gefangen war, während draußen die Welt im Dunkeln saß. Sie fühlte sich plötzlich einsamer als je zuvor. Das Leuchten, das sie so sehr liebte, machte sie nicht mehr glücklich, sondern traurig.

💔🌑😔 🌑 💔

Die Entscheidung

Da erinnerte sie sich an die Worte der Tiere, an ihre Sehnsucht und ihre Traurigkeit. Mit zitternden Händen nahm sie ein Glas. „Vielleicht… vielleicht gehören die Sterne gar nicht mir.“
Die Lichtung war still. Kein Laut, kein Flügelschlag. Nur das sanfte Glühen der Sterne, die Liora gesammelt hatte.
Langsam öffnete sie den Deckel. Sofort flog der Stern empor, drehte eine fröhliche Pirouette und schoss wie lachend zurück an den Himmel. Liora staunte. Zum ersten Mal seit Langem funkelte über ihr ein heller Punkt.
Eines nach dem anderen öffnete sie die Gläser. Die Sterne tanzten hinaus, wirbelten im Kreis, lachten und strahlten, als hätten sie nur darauf gewartet. Der Himmel füllte sich wieder mit unzähligen Lichtern, und die Nacht wurde lebendig.

 

 

 

 

 

Liora bringt die Sterne zurück – Tiere feiern unter dem Nachthimmel

 

 

 

 

 

Die Freude des Teilens

Die Tiere jubelten. Die Eule breitete die Flügel aus: „Ich kann wieder fliegen!“ Der Igel kugelte sich lachend durchs Gras. Die Nachtigall sang, hell wie Sternenlicht. Und das Reh flüsterte: „Du hast uns das Licht zurückgegeben.“
Liora lächelte mit Tränen in den Augen. Ihr Herz war leicht, als wäre eine Last verschwunden. „Wie schön ist Glück, wenn es geteilt wird,“ dachte sie.
Von da an sammelte sie keine Sterne mehr. Sie sammelte Träume. Jeden Abend legte sie einen unter ihr Kopfkissen – für ein Kind irgendwo auf der Welt. Und wenn ein Kind in den Himmel blickte, leuchtete ein Stern besonders hell. Es war Liora, die Sternensammlerin, die ihre Freude verschenkte.
Denn geteiltes Licht wird nicht kleiner – es wird heller.

🪶 Federfunkelnfee

🌟 Edina Hrncic

error: Content is protected !!